Laura Gajdi
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Ich nehme mit meinem Rüden (Aussie, 9 Monate) am Grundkurs 2 teil (breche nach 4h ab). Meine Intention war vor allem Dinge, die wir können unter Ablenkung zu üben und uns als Team mit neuen Situationen (v.a. Frust) zu konfrontieren um entspannt durch den Alltag gehen zu können. Für die HUni habe ich mich v.a. entschieden, weil das eigentlich die einzige HS im Stadtgebiet ist, die mit Abbruch arbeitet (allerdings nicht in Form einer positiven Strafe).
Probleme, die wir haben sind übermäßige Aufregung in neuen Situationen, Frust, manchmal Impulskontrolle, eine (für mein Empfinden) zu große Aufgeschlossenheit gegenüber Fremden und Begrüßungssituationen.
Dinge, die gut funktionieren sind Orientierung, Abbruch, das Ausführen von Befehlen bzw. Tricks (Sitz, Platz, Stop, bei Fuß laufen, etc.).
Ich würde sagen, dass der Fokus in dem Kurs vor allem auf dem Abruf aus verschiedenen Situationen (Futter, Spielzeug, Spiel mit Hunden) und einem Sitz auf Distanz liegt. Angeschnitten wird ein Bei Fuß laufen. Meiner Ansicht nach alles Dinge, die man unter die Kategorie ,,Training'' einsortieren würde, aber nicht unter Erziehung, wie es der Kurs propagiert. Ist mein Hund gut erzogen, wenn er ein Sitz auf Distanz kann, aber andere Hund anpöbelt?
Während des Kurses gab es Situationen, die meiner Meinung nach sehr gute Aufhänger gewesen wären für wirklich alltagsrelevantes Training: Pöbeln, Ausrasten wegen rennenden Hunden und Besitzern (das war meiner), fehlende Orientierung an der Besitzerin, Fang-Mich-Spiele nach dem Rückruf. Ich hatte das Gefühl, dass obwohl zu Beginn mal der Abbruch abgefragt wurde, die Strategie, wenn mal was nicht geklappt hat, eigentlich immer hieß: Du musst dich interessanter machen für den Hund. Und wenn dann doch der Abbruch mal benutzt wurde, wurde mir zumindest nicht klar, was denn die Konsequenz ist, wenn der Abbruch nicht greift und der Hund die Besitzerin nicht ernst nimmt. Wenn der Hund ausrastet oder pöbelt, soll man den Hund abblocken. Wie man das macht, wird nicht besprochen (haha...).
Was ich auch blöd fand, war dass ein neuer Abruf angelernt wurde (mit Pfeife, die extra angeschafft werden muss), obwohl ein funktionierender Abruf besteht. Es wird wohl unterschieden zwischen einem Notabruf (der neue) und dem normalen Abruf (?). Ich habe das nicht so recht verstanden, für uns ist unser Abruf ohne Pfeife einfach viel alltagstauglicher.
Es gab auch Dinge, die ich gut fand. Davon nur leider viel zu wenig. Begrüßungssituationen wurden geübt (wenn auch sehr aufwendig und wenig alltagstauglich), Spielzeuge werden in einem Kreis umhergeworfen (für meinen Hund total schwierig), grundsätzlich Abruftraining (mit dem eigens angelernten Abruf).
Was mir also unter anderem gefehlt hat: Deckentraining bzw. Raumverwaltung, Abblocken fremder Hunde, arbeiten mit positiver Strafe, Ruheübungen, Leinenführigkeit, Management von schwierigen Situationen (z.B. Pöbeln), Jagdverhalten etc.
Alles in allem ging es mir zu wenig um Verbindlichkeit und der in der Beschreibung erwähnten ,,Führung in der Mensch-Hund Beziehung'' und zu viel darum neue Tricks zu lernen. Ich hatte das Gefühl, dass ein fixes Programm abgearbeitet wurde und nicht weitergehend auf alltägliche Probleme der Besitzerinnen und Hunde eingegangen wurde. Da gab es dann mal den ein oder anderen Tipp a la ,,mach dich interessanter'', ,,du brauchst ein superleckerli'' aber nichts, was wirklich auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund abzielt.
Natürlich kann ein Kurs allein einen Hund nicht erziehen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass dieser eine sinnvolle Anleitung zur Erziehung gibt. Wer sich erhofft nach dem Kurs zu wissen wie man an der Orientierung, an Frust, Leinenpöbelei oder auch Angstthemen arbeitet, ist meiner Meinung nach leider falsch. Wer mit seinem Hund einfach gerne gemeinsam etwas machen, am Abruf arbeiten möchte oder grundsätzlich an Tricks feilen will, für den ist der Kurs eher etwas. Ich ärgere mich im Nachhinein über die 210 € für 6h (statt 8h, da nur 4 Teilnehmerinnen), die ich ausgegeben habe. Die Trainer*innen sind sehr nett.